Projekt „Forscher zum Anfassen“ gestartet!

Am Dienstag, den 05.02.2019 startete das Projekt „Forscher zum Anfassen“ an der GSF. Die Klassen 6.4 und 6.5 freuten sich sehr in ihren NW-Stunden über den Besuch von Herrn Dr. Alex von Bohlen. Als Abgesandter des „ISAS“ (Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V. Dortmund) stand die Nachwuchsförderung junger GSF-Wissenschaftler im Mittelpunkt.

Die Forschung am ISAS zielt darauf ab, alles messbar zu machen, was heute noch nicht gemessen werden kann. Ziel ist es, die Entwicklung analytischer Technologien voranzutreiben, indem die Experten am ISAS ihr Fachwissen aus Chemie, Biologie, Physik und Informatik kombinieren.

Leitziele des „ISAS“ sind exzellente, interdisziplinäre Forschung, die Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Transfer der Ergebnisse in Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Herr Dr. von Bohlen (64) studierte Mathematik, Physik und Chemie und promovierte in Physik. Er hat über seinen Enkelsohn einen persönlichen Bezug zur GSF.

Herr von Bohlen fing das Interesse der Kinder auf einer persönlichen und einer fachlichen Ebene ein. Den Rahmen des Vortrags bildete die Skizzierung seines persönlichen Forscherweges mit Fragen wie z. B. „Was habe ich mich gefragt, als ich jung war?“, „Was konnte ich besonders gut?“, „Was konnte ich überhaupt nicht?“, „Was habe ich an der Uni gelernt?“, „Was habe ich mir selbst beigebracht?“ usw..

Herr Dr. von Bohlen versicherte einer Schülerin, dass er schon in der 7. Klasse den Wunsch verspürte Wissenschaftler zu werden. Als Entfacher und Unterstützer seines Forschergeistes benannte er einige seiner Lehrer. Als Motor für seinen bis heute ungebrochenen Forscherdrang benannte Herr von Bohlen seine Neugier. Er erklärte seinen Zuhörern, dass er für Fernsehen, Computerspiele und Langeweile einfach keine Zeit habe.

Herr Dr. von Bohlen zeigte den Schülern mittels PowerPoint Fotos von seinem Arbeitsplatz in Dortmund. Er berichtete von seiner Arbeit am Teilchenbeschleuniger und von seinem Rasterelektronenmikroskop. Hier wurden den Kindern die Möglichkeiten der modernen Laborgeräte verdeutlicht. Besonders überrascht waren die Zuhörer, als sie die hohen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten dieser hochpräzisen Laborgeräte hörten.

Die mitgebrachten REM-Bilder (REM = Rasterelektronenmikroskop-Bilder) eröffneten den Schülern eine völlig neue Sichtweise auf Dinge, von denen sie glaubten schon alles zu wissen.

Die REM-Bilder wurden der Reihe nach eingeblendet und Herr von Bohlen stellte bei jedem Bild die Frage „Was ist das?“. Gezeigt wurden Vergrößerungen von Fliegenaugen, Schimmelpilzen, Pollenkörnern, Spinnenaugen, Zuckerkristallen, Keramikdichtungen, Filterpapier, Menschenhaare usw.. So manche unrichtige Schülerannahme führte zu einem heftigen Lachen im Klassenraum.

Nach morphologischer Wahrnehmung der Objekte folgte die Frage „Warum ist das so?“, um den Zusammenhang zwischen Aufbau und Funktionalität zu verdeutlichen. Hier knobelten die Schüler, was das Zeug hielt.

Bei einem Forschungsauftrag versuchte Herr von Bohlen mit seinem Team die spitzeste Spitze aller Zeiten herzustellen. Eine REM-Aufnahme zeigte das Ergebnis.

Herr Dr. von Bohlen brachte das spannende Stichwort „Polizeiarbeit“ ein, um zu verdeutlichen, wie wichtig heute hochpräzise mikroskopische Untersuchungen bei der Tätersuche sind.

Zur Verdeutlichung der gegenwärtigen Nachweismöglichkeiten kleinster Mengen brachte Herr von Bohlen folgendes Beispiel: „Wenn man einen Teelöffel Salz in den Möhnesee rühren würde könnte man in einem Tropfen Möhneseewasser diese Zugabe problemlos mengenmäßig nachweisen.“

Ziel einer anderen Untersuchung von Herrn Dr. von Bohlen war die Erforschung des unvergleichlichen Klanges einer Stradivari (sehr wertvolles Saiteninstrument, das teilweise für viele Millionen EURO gehandelt wird) über die Analyse der verbauten Bestandteile (Holz, Lack, Metall, Kleber etc.).

Darüber hinaus untersucht Herr von Bohlen wertvolle Gemälde auf Echtheit.

Als Herr Dr. von Bohlen schließlich noch eine Bauanleitung für ein Möbius Band verteilte war auch der letzte Schüler voller Begeisterung bei der Sache. Die gebastelten Produkte versetzten die jungen Forscher in höchste Verwunderung.

Am Schluss der Veranstaltung standen die zahlreichen Fragen der Kinder. Zum Beispiel galt es einer Schülerin zu beweisen, dass 1+1 = 3 sein kann. Über den Verdacht von Haaren auf einem Regenwurmkörper wurde rege diskutiert. Auch die Ursachen für das Aussterben der Dinosaurier wurden aufgegriffen. Eine Schülerin wollte wissen, wie lange es gedauert habe bis Herrn Dr. von Bohlen schlau geworden sei.

Besonders wichtig war Herrn Dr. von Bohlen der Appell sich unbedingt sehr gute Englischkenntnisse in der Schulzeit anzueignen, um ein Gelingen und Bestehen in der Welt der Forschung zu gewährleisten. Die naturwissenschaftliche Materie sei kompliziert, aber nicht unmöglich zu verstehen. Hier solle jeder Schüler mutig an die Forschungsgegenstände herangehen, Fragen formulieren und nach Antworten suchen.

Zu seinen Hobbies zählt das Fotografieren von Graffitis, von denen er mittlerweile an die 10.000 Fotos besitzt. Desweiteren reist Herr von Bohlen leidenschaftlich gerne.

Als Zukunftsziel zeigte Herr von Bohlen ein Foto seines „Gartens“, einem ihm vertrauten Areal im Himalaya-Gebirge, das er demnächst wieder bereisen möchte, um dort seine nächsten Forschungsfragen zu erdenken.

Schöner hätte man junge Forscher nicht für Naturwissenschaften begeistern können. Die Frage, ob er auch im nächsten Jahr die 6er der GSF besuchen werde, wurde von Herr Dr. von Bohlen bejaht.

Jutta Homberg

MINT, Naturwissenschaften, Projekt
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