Fröndenbergs Schulen haben gestern die Hosen heruntergelassen: Gemeinschaftsgrundschule, Sodenkamp- und Overbergschule sowie die Gesamtschule haben die Ergebnisse einer Befragung von 1709 Schülern, Eltern, Lehrern und Mitarbeitern vorgestellt. Dabei haben sie nicht nur ihre Schokoladenseiten in den Vordergrund gestellt, sondern aufgezeigt, woran sie noch arbeiten müssen.
Die Befragung gehört zur Schulentwicklung in Fröndenberg. Die Ruhrstadt möchte trotz rückläufiger Schülerzahlen einen attraktiven Bildungsstandort schaffen. Daran arbeitet sie zusammen mit der Unternehmensberatung Dyrda und Partner. „Qualität wird nicht verordnet, sie muss sich entwickeln“, sagt Klaus Dyrda. Dabei helfen soll die groß angelegte SEIS-Befragung. Die Abkürzung steht für Selbstevaluation in Schulen. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie weit Schulen entwickelt sind – und wo Nachholbedarf besteht. Das besondere an der bundesweit an Schulen durchgeführten Befragung ist, dass Schulen, Eltern, Lehrer und Mitarbeiter die Fragebögen ausfüllen.Je 730 Schüler und Eltern, 200 Lehrer und 40 sonstige Mitarbeiter hatten in der Vergangenheit den umfassenden Fragenkatalog beantwortet. „Wenn ich es morgen besser als heute machen möchte, brauche ich Zahlen, um zu wissen, was ich dafür tun muss“, sagt Dyrda. Diese Zahlen gibt es bereits. Und die Schulen haben auch schon erste Schlüsse daraus gezogen. Im Januar soll der komplette Bericht vorliegen. Schon jetzt verrät Dyrda aber: Fröndenbergs Schulen können mit dem Landesschnitt mithalten, teilweise liegen sie sogar darüber.Die positiven Nachrichten schickte Gesamtschulleiter Klaus de Vries voraus: Bis zu 91 Prozent der Gesamtschul-Eltern schicken ihre Kinder gern auf die GSF. Und: „Das Mensaangebot in Fröndenberg ist ein Leuchtturm, den man vorzeigen kann. Das ist für den Ganztag ein wichtiges Qualitätsmerkmal“, so de Vries. Auch erfreulich: 75 Prozent der Schüler, die die Oberstufe besuchen, hatten nach der Grundschule keine Gymnasialempfehlung. Das stimmt den Leiter zufrieden. Doch er weiß auch, dass die Gesamtschule noch viel zu tun hat. Das hat die Befragung von Eltern und Schülern im sechsten, neunten und elften Jahrgang sowie von Lehrern der Sekundarstufe I und II ergeben. Die Ergebnisse unterscheiden sich je nach Altersgruppe deutlich. Das zeigt, dass die GSF in den verschiedenen Stufen unterschiedlichen Verbesserungsbedarf hat.Und: Die Ansichten von Schülern und Lehrern etwa unterscheiden sich deutlich. Während 96 Prozent der Lehrer zum Beispiel angeben, den Schülern Rückmeldungen über die Arbeit im Unterricht zu geben, haben dies nur 34 Prozent der Schüler des sechsten und elften Jahrgangs so wahrgenommen.Dass hinter vermeintlichen Schwachstellen mitunter aber auch einfach nur Kommunikationsprobleme stecken, zeigt der Vertretungsunterricht, den die Stufe 11 kritisiert. „Ab der 11 gibt es keinen Vertretungsunterricht mehr, da wird von den Schülern erwartet, dass sie selbstständig ein Thema erarbeiten“, sagt de Vries.Wichtige Erkenntnis außerdem: Die Schüler beklagen fehlende Rückzugsmöglichkeiten. Räume gibt die Gesamtschule dafür aber nicht mehr her. Für 1500 Schüler ist sie eigentlich ausgelegt, 1611 drücken dort derzeit die Schulbank. Für eine Besserung sorgt der demografische Wandel in den kommenden Jahren von ganz allein. „In relativ wenigen Jahren werden wir auf eine Vier- oder Fünfzügigkeit zurückgehen“, sagt de Vries.Er regt an, schon jetzt einzuplanen, wie das Raumkonzept angepasst werden kann. Ein Architekt soll mit einer Arbeitsgruppe aus Eltern, Schülern und Lehrern zusammenarbeiten. Berater Klaus Dyrda will die Raumkonzepte im kommenden Jahr in Angriff nehmen.Angesichts der Fusion sind die Schulen im Westen erst nächstes Jahr im Visier.
(Hellweger Anzeiger vom 28.09.12)