In Gesprächen mit Politikern legt so mancher die Maske ab. Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Fröndenberg ließen vor NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ebenfalls die Maske fallen – aber das hatte einen tieferen Sinn.
Die GSF gehört zu jenen sieben Gesamtschulen aus der Gründungszeit dieser vor 50 Jahren neuartigen Schulform. Aus Anlass des Jubiläums luden die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschulen in der vergangenen Woche zum Festakt in die Eventkirche in Dortmund-Dorstfeld ein.
Gesamtschüler hinterlassen in Dortmund Eindruck
Im Vorfeld der offiziellen Feierstunde, zu der die sieben Gründer-Gesamtschulen eingeladen waren, bereitete die Klasse 8.1 einen eigenen Beitrag für den großen Auftritt vor.
Sozialpädagoge Christopher Meisel und Lehrerin Alessandra di Sorbo studierte mit den Achtklässlern ein Maskenspiel ein, das trotz einer radikal reduzierten Handlung einen nachhaltigen Eindruck machte.
Mit klinisch weißen, ausdruckslosen Masken erschienen die Fröndenberger Gesamtschüler auf der Bühne, bis jedes Individuum in einer anonymen Masse aufzugehen schien. Düstere Musik tat ihr Übriges zu der Atmosphäre, die sich kein Kind an seiner Schule wünschen dürfte.
Erst als die Schüler ihre weißen Masken und die schwarzen Pullover von Gesicht und Körper rissen, wurde die Botschaft dem gleichzeitigen Ausruf „Sei du selbst!“ klar. Großer Beifall war den Schauspielern sicher.
Die Schüler wollen an ihrer Schule „keine Nummern und Marionetten, sondern bunt, individuell und vielfältig sein“, so Christopher Meisel. Besonders viel Nachdruck verlieh dem Auftritt der Umstand, dass es sich Klasse 8.1 um eine Inklusionsklasse handelt. Damit waren auch Kinder mit bestimmten Einschränkungen Teil des Maskenspiels.
Fröndenberg war mit einer großen Delegation in Dortmund vertreten. Neben der Schulleitung sowie Schüler- und Elternvertretern nahm auch eine Abordnung der Stadtverwaltung an der Feierstunde teil.
Der aus dem WDR-Hörfunk bekannte Journalist Helmut Rehmsen moderierte die Veranstaltung. Der WDR hatte auch einen 50 Jahren alten Filmbeitrag mitgebracht: 1969 war zum Start der neuen Schulform auch in der damals noch längst nicht fertiggestellten Fröndenberger Gesamtschule gedreht worden.
Der 15-minütige Film ist so eindrucksvoll, dass die GSF in Köln angefragt hat, ob Fröndenberg eine Kopie davon erhalten kann.
(Hellweger Anzeiger, vom 25.11.2019)