Der Schülersprecher der Gesamtschule Fröndenberg ist in der Q2, steht kurz vor dem Abitur. Die Entscheidung für das Distanzlernen kann er absolut nachvollziehen. Zumal sie konform zur neuen Corona-Verfügung des Kreises Unna ist. Darin heißt es: „Der Schulunterricht soll möglichst im Klassenverband bzw. in homogenen Lerngruppen erteilt werden. Sofern dies nicht möglich ist, ist Distanzunterricht zu bevorzugen.“ Und in der Oberstufe ist das der Fall.
Kurssysteme der Oberstufe sind ein Problem
„Das ist ein Riesenproblem“, erklärt Schulleiter Klaus de Vries. „Von Stunde zu Stunde werden die Gruppen in der Oberstufe neu gemischt. Scharfe Abgrenzungen im Falle einer Quarantäne gibt es nicht.“ Bei einer Corona-Infektion müsste daher ein kompletter Jahrgang aus dem Verkehr gezogen werden. Deshalb wird vorbeugend gehandelt – und Unterricht auf Distanz erteilt.
Stundenpläne werden eingehalten
Fatih Asil kennt das schon aus dem Frühsommer. Doch dieses Mal ist vieles anders. In einer Sitzung mit den Medienbeauftragten der Schule entschied die Schulleitung, dass der Stundenplan für alle eingehalten werden soll – für die Oberstufe, für alle Klassen in Quarantäne und auch für die Lehrer. Sie sollen aus der häuslichen Distanz weiter unterrichten und auch den Klassen Aufgaben stellen, die noch zur Schule kommen. Eine Vertretungskraft soll lediglich für die notwendige Aufsicht sorgen. Für die Unterrichtsinhalte sorgt der gewohnte Fachlehrer.
Kontakt zur Schülerschaft halten
„Für mich läuft es daher eigentlich wie gewohnt, nur dass ich nicht in der Schule bin“, erklärt Fatih Asil. Am Donnerstag standen Physik, Mathe, Chemie und Sport auf seinem Programm. Telefonkonferenzen, Präsentationen und das Erledigen von Aufgaben stand an. Lediglich die Schülerratssitzung musste ausfallen. Wie es die künftig noch geben könnte, weiß Fatih Asil nicht. „Das sind über 100 Schüler. Das geht auch in einer Online-Konferenz nicht.“ Im Zweifel muss der Kontakt zu den Klassen- und Stufensprechern wieder über E-Mail und soziale Netzwerke gepflegt werden.
Appell zum Maske-Tragen
Doch insgeheim hegt Fatih Asil die Hoffnung, dass nach den Herbstferien alles wieder normal weitergehen kann. Deshalb appelliert der Schülersprecher an alle, die Mund-Nasen-Masken zu tragen und auf Vorsicht zu setzen. Das hatte der Schülerrat schon direkt nach den Sommerferien als dringende Empfehlung ausgesprochen – und der Großteil hielt sich daran, auch während des Unterrichts die Maske zu tragen, außer bei Klausuren.
„Bei uns in der Oberstufe haben vielleicht ein, zwei keine Maske getragen“, sagt Fatih Asil. „Doch selbst die haben dann ab Montag doch mitgemacht“, schildert der Schülersprecher, wie sich die Situation veränderte, als es den ersten Corona-Fall an der Schule gab. Inzwischen gibt es einen zweiten. Was die Masken-Empfehlung anbelangt, glaubt der Schülersprecher daher, wirklich im Namen aller Schüler zu sprechen.
Wunsch nach klareren, verbindlichen Regeln
Er selbst hätte sich jedoch gewünscht, dass es klarere Regelungen vom Kreis oder auch Land gegeben hätte, denn die Schule allein dürfe vieles nicht vorschreiben. „Man sollte doch einfach darauf setzen, dass man den Nächsten schützen will. Also überall da, wo ein Abstandhalten nicht möglich ist, sollte es eine Maskenpflicht geben. Wenn ich aber auf dem Weg zur Toilette allein über den Schulhof gehe, brauche ich keine.“ Doch gerade Letzteres sei klar geregelt.
Frust bei Mitschülern
Bei vielen Mitschülern bemerke er daher einen gewissen Frust, auch über die bestehende Informationspolitik. Viele erfuhren erst am späten Mittwochabend, dass sie am Donnerstagmorgen nicht zur Schule zu kommen brauchten. „Aber ich weiß auch nicht, ob jedem klar ist, was unsere Schulleitung da gerade alles leisten muss“, sagt er, ohne selbst genaue Einblicke in die laufenden Prozesse zu haben. Doch sowohl die SV als auch die Elternvertretung seien zeitnah und umfassend über alle Vorkommnisse an der Schule informiert worden.
Hoffen auf Normalität nach den Ferien
Unterm Strich hoff Fatih Asil jedoch, dass nach den Herbstferien alles wieder in normalen, geregelten Bahnen läuft. „Sollte es dann immer noch Distanzunterricht geben müssen, dann mache ich mir schon Sorgen, wie es mit der Vorbereitung auf das Abitur klappen wird“, sagt er ehrlich. Wer bislang die Zeit genutzt und auch in den Ferien vieles nachgearbeitet habe, sei zwar gut vorbereitet. „Aber ich befürchte, dass es bei längerem Distanzunterricht hauptsächlich um abiturrelevante Themen gehen wird und vieles andere unter den Tisch fällt.“ Vielleicht zu viel für das, was nach der Schule kommt.
(Hellweger Anzeiger, vom 09.10.20)