Was kommt nach der Notbremse? Ein Rück- und Ausblick

Von vielen ersehnt, von manchen noch gefürchtet – der vollständige Präsenzunterricht startet neu ab dem 31.5.2021. Auslöser für die Bedenken an eine Rückkehr in volle Kurse und Klassen mag die ständige Mutation der Schwellenwerte sein, mit denen Politik und Wissenschaft auf die Pandemie reagiert haben. 165, 100, 50 oder 20 erscheinen als willkürlich gesetzte Grenzwerte für die Einschätzung der Gefahrenlage und die Notwendigkeit von Einschränkungen.

Die Mutation der Schwellenwerte

Holprig eingeführte Testverfahren, ausbleibende Impfungen für die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen und jetzt die Ankündigung von Impfungen von Schülerinnen und Schülern mit noch gar nicht zugelassenen Vakzinen tragen zur Verunsicherung bei. Und die Anweisung, Prüfungen in der Schule auch ohne Testung durchzuführen, bleibt inkonsequent und hinterlässt bei manchen den Eindruck mangelnder Fürsorge.

Das Kollegium der Gesamtschule Fröndenberg kann dem Neustart sicher etwas gelassener entgegensehen. Die Stadt Fröndenberg hat es eingerichtet, dass das Schulpersonal zum Neustart bereits eine zweiten Impfung erhalten hat. Wir bedanken uns dafür bei den Organisatoren in der Stadtverwaltung.

Die Schule als Lern- und Lebensort

Die kommenden fünf Wochen bis zu den Sommerferien gilt es nun, die Erfahrungen aus den vergangenen Wochen aufzuarbeiten. Wer dabei nur auf Lernrückstände und fehlende Leistungsüberprüfungen schaut, übersieht die emotionale Betroffenheit von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern. Die Schule muss als Ort des Lernens, der Sozialisation, der Integration und der Persönlichkeitsbildung neu gestartet werden.

An der GSF werden wir daher auch die Zeit der ausgefallen Schulfahrten (21.- 25. Juni) nutzen, in Klassenprojekten über den Fachunterricht hinauszugehen.

Distanzlernen: Herausforderungen für alle

Der Einstieg in das Lernen auf Distanz vor nun gut einem Jahr hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Die Familien mussten das digitale schulische Lernangebot an den Schreibtischen der Kinder oder auch am Küchentisch ermöglichen. Bewährte Tagesstrukturen im Haushalt und im beruflichen Alltag entfielen – auch bei den Lehrkräften. Der besonders anspruchsvolle Hybridunterricht, indem die Schülerinnen und Schüler sowohl im Klassenzimmer als auch zu Hause am Monitor unterrichtet werden, erforderte nicht nur neue didaktische Konzepte. Die Digitaltechnik in der Schule wurde an neue Leistungsgrenzen geführt.

Gemeinsame Anstrengungen zahlen sich aus

Viele Untersuchungen zeigen, dass wir an der GSF unter besseren Voraussetzungen in das Lernen auf Distanz gestartet sind als viele andere Schulen. Das Engagement der Eltern zum Beispiel bei der Einführung von Office 365, die Zusammenarbeit mit dem Schulträger bei der technischen Ausstattung der Schule und die Kooperation der Lehrkräfte bei der Entwicklung angepasster pädagogisch-didaktischer Konzepte haben sich ausgezahlt.

Dennoch gilt es jetzt kritisch die Beeinträchtigungen im Lernfortschritt und der Lernmotivation, der sozialen und emotionalen Entwicklung und der Bildungsgerechtigkeit zu analysieren und abzubauen.

Qualitätssicherung und schulische Weiterentwicklung nach der Notbremse

Der erzwungene Digitalisierungsschub hat bei Lernenden und Lehrenden aber auch zur Entwicklung neuer Kompetenzen geführt. Ziel muss es sein, diese Kompetenzen auch unter den Bedingungen des Präsenzunterrichts zu sichern und weiterzuentwickeln. Das Kollegium will dazu Unterrichtskonzepte und -materialien komplett im Sinne einer sowohl digitalen als auch anlagen Anwendung gestalten. Neues zu erlernen und auszuprobieren wird uns also weiterhin begleiten. Wir werden insbesondere die vorbereitenden Besprechungen zum neuen Schuljahr nutzen, um unser gemeinsames Qualitätsverständnis für einen guten digital gestützten Unterricht zu reflektieren. Für die Umsetzung benötigen wir weiterhin die Unterstützung durch Elternschaft und Schulträger.

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