Fast im Landtag für die Grünen – Das ist die neue Leiterin der Gesamtschule Fröndenberg

Fröndenberg hat eine neue Schulleiterin: Ab dem 1. August leitet Verena Verspohl die Gesamtschule. Vor ein paar Jahren wäre sie fast Politikerin geworden.

Ein großer Kicker aus Pappe und ein Balance-Board zum Sport machen – nicht unbedingt die Ausrüstung, die man in einem Büro einer Schulleitung erwarten würde. Aber genau das findet man neuerdings in der Gesamtschule Fröndenberg. Verena Verspohl hat dort die Leitung von Klaus de Vries übernommen.

„Ich habe mich hier schon ein wenig eingerichtet“, sagt Verena Verspohl. „Den Kicker muss ich aber noch zu Ende aufbauen.“ Was zunächst nicht zusammenzupassen scheint, kann Verspohl erklären: „So ein Kicker kann dabei helfen, Gesprächssituationen mit Schülern aufzulockern“, so die Schulleiterin.

Immer neue Herausforderungen

Zudem passe es zur Atmosphäre, die sie als Schulleitung in ihrem Büro schaffen will. „Ich möchte, dass man gerne zu mir kommt. Meine Tür wird immer für alle offen stehen“, sagt Verena Verspohl. Ihr sei es wichtig, dass auch in Konfliktsituationen alle am Ende das Gefühl haben, dass es nach dem Gespräch besser ist als vorher. „Ich möchte auf Augenhöhe kommunizieren“.

Dass Verena Verspohl mit nur 43 Jahren Schulleiterin ist, kommt nicht von ungefähr: „Ich bin vom Charakter her recht forsch, das spielt sicherlich eine Rolle. Außerdem bin ich ein Mensch, der nicht auf der Stelle treten kann, ich suche immer neue Herausforderungen.“

Zuletzt hat sie bereits als stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium Laurentianum in Arnsberg gearbeitet. „Dort habe ich viel erreicht. Wir haben es geschafft, von schlechten Anmeldezahlen wegzukommen und diese zu stabilisieren“, sagt Verena Verspohl. „Damit ist meine Aufgabe dort erledigt.“ Neue Herausforderungen sucht sie jetzt als Schulleiterin der Gesamtschule Fröndenberg.

Politisch aktiv bei den Grünen

„Dass ich Lehrerin werden wollte, war für mich schon in der Schulzeit klar“, sagt Verena Verspohl. Im Jahr 2017 hätte sie aber fast eine andere Karriere eingeschlagen. Denn ihre zweite große Leidenschaft ist die Politik. Sie ist Fraktionsvorsitzende der Grünen in Arnsberg und auch im Vorstand des Bezirksverbands Westfalen.

„Ich bin bei der Landtagswahl 2017 als Kandidaten für die Grünen im Hochsauerlandkreis ins Rennen gegangen“, erzählt Verspohl. Bei der Wahl hat es allerdings nicht geklappt. „Ich habe mir dann überlegt, ob ich es mit mehr Vorbereitung noch einmal versuche und dann hauptberuflich in die Politik gehe“, erinnert sich Verspohl. „Aber ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass mir der Kontakt zu den Kindern fehlen würde.“

In ihrer Freizeit bleibt sie aber weiterhin politisch aktiv. „Ich kann die Politik und meinen Beruf gut trennen. Da gab es noch nie Probleme, es gibt auch keine Schnittstellen“, sagt Verena Verspohl. In ihrer Funktion als Schulleiterin sei sie selbstverständlich neutral. „Aber ich habe wie jeder andere natürlich auch eine Meinung.“

Bewegung und Digitalisierung

Eine Meinung hat Verena Verspohl auch dazu, wie sie ihre neue Stelle an der Gesamtschule Fröndenberg angehen will. „Am Anfang werde ich natürlich erst einmal viel zuhören. Aber ich will auch direkt anpacken und aktiv werden“, so Verspohl.

Schon in der Vorbereitung auf das neue Schuljahr habe sie gemerkt: „Das Team hier ist toll und das System läuft. Es gibt keine großen Baustellen“, so Verspohl. Wichtig sei ihr, dass beispielsweise bei der weiteren Digitalisierung das Kind im Zentrum steht. „Die Hälfte der Kinder, die jetzt in der fünften Klasse hier anfangen, werden wahrscheinlich später Berufe ausüben, die es jetzt noch gar nicht gibt. Und wir müssen versuchen, sie darauf vorzubereiten“, so Verspohl.

Auch im Bereich Sport möchte Verena Verspohl aktiv werden. Bewegung und Entwicklung hängen ihrer Meinung nach unmittelbar miteinander zusammen. „Kinder sollten lernen, dass Bewegung Teil des Lebens sein muss“, so Verspohl.

Wanderurlaub mit Frau und Hund

Auch in ihrem eigenen Leben spielt Bewegung eine große Rolle. In ihrer Freizeit geht sie beispielsweise gerne wandern, am liebsten im Urlaub. „Früher haben meine Frau und ich auch weite Reisen nach Asien gemacht. Mittlerweile machen wir eher Campingurlaub in Europa“, sagt Verena Verspohl.

Neben ihrer Frau, die übrigens ebenfalls Lehrerin ist, gehört auch Hündin Whoopi zur Familie. „Ich versuche jeden Tag zehn Kilometer mit dem Hund zu laufen, das brauche ich auch einfach als Ausgleich“, sagt Verena Verspohl.

Job attraktiv machen

Für sie sei es wichtig, auch im Lehrerjob eine ausgeglichene Work-Live-Balance zu ermöglichen. „In vielen anderen Berufen gibt es jetzt Home-Office oder vier Tage Woche. Das ist bei uns leider nicht möglich“, so Verspohl. Umso wichtiger sei es, dass sich die Schulleitungen Gedanken machen, wie man den Lehrerjob trotzdem für junge Menschen attraktiv machen.

„Einzelne Schulen können meiner Ansicht nach auch eine Strahlkraft für die ganze Branche haben“, so Verspohl. Die Vermittlung der Freude am Job ist auch ein Grund, warum Verena Verspohl öffentlich auf Instagram Enblicke in ihr Privatleben gibt. „Ich möchte damit zeigen, dass das Leben einer Schulleiterin viel mehr ist als nur kompliziert und stressig.“

(Zellweger Anzeiger, vom 30.07.2023)

Fröndenberg, Kollegium
Vorheriger Beitrag
Klaus de Vries von der Gesamtschule verabschiedet
Nächster Beitrag
Sanierung Gesamtschule Fröndenberg Moderne Klassenräume gibt es jetzt für alle