Eine Reise nach Kiew im Oktober 2008
Im Oktober 2008 sind nun 9 Schülerinnen und Schüler, 3 Lehrer und ein Elternteil gemeinsam nach Kiew in die Partnerschule der Gesamtschule Fröndenberg gefahren. Verbunden war dies mit einer Hilfslieferung für ein Kinderheim. Insgesamt betrug die Fahrtdauer jeweils 34 Stunden für eine Strecke von ca. 2000 km.
Vor nicht ganz 20 Jahren, hörte für uns der Westen mit den komfortabel ausgebauten Autobahnen an der Grenze in Helmstedt auf. Heute kann man 1200 km fahren und kommt ungehindert durch den alten Grenzübergang in Helmstedt und Frankfurt a.d.O.. Auch in Polen kann man heutzutage einen Großteil der Strecke über Autobahnen zurücklegen. Nach 24 Stunden Fahrt, fuhren wir im Morgengrauen der aufgehenden Sonne in der Ukraine entgegen. Rechts und links der Straße riesige Felder, unterbrochen von kleinen Wäldern. Ab und zu sah man kleine Dörfer, selten mal eine Stadt.
Im Gegensatz zu Deutschland und Polen erblickte man hin und wieder ein Pferdefuhrwerk oder ein Gespann auf dem Feld. Aber man konnte auch große Erntemaschinen beobachten, die die letzten Maisfelder abmähten. Doch dann waren wir plötzlich in Kiew. Viele Autos, die Straßen sechsspurig, Stau. Jeder Autofahrer versuchte, möglichst schnell durch den Verkehr zu kommen. Notfalls wurde auch über die Gehwege gefahren. In dem Stadtteil, in dem unsere Partnerschule liegt, gibt es ausschließlich Hochhäuser, in denen ca. 600.000 Menschen wohnen. Natürlich auch Kaufhäuser und kleine Märkte.
Überall an den Straßenrändern stehen große Bäume.
Viele Bewohner Kiews lebten früher in Tschernobyl oder den umliegenden Dörfern, die sie alle verlassen mussten. Die Orientierung war zunächst schwierig. Die Hochhäuser sehen sich sehr ähnlich, mal größer, mal kleiner. Leider sind weder Straßenschilder oder Metrohaltestellen zusätzlich in lateinischer Schrift beschriftet, so wie ich es aus Griechenland kenne. Mein Orientierungspunkt war der FIELMANN-Laden an der Straßenecke. Mit der Zeit konnte ich auch einige kyrillische Buchstaben wiedererkennen.
Die Menschen leben für unsere Verhältnisse auf engstem Raum. Nichtsdestotrotz erlebten wir sie sehr gastfreundlich. Sie boten uns Besuchern sogar ihr eigenes Bett an und schliefen dann selbst auf dem Sofa.
Sie sind freundlich und offen für Kontakte.
Dass auch hier deutsche Soldaten viel zerstört haben, darauf wurden wir weder angesprochen, noch hingewiesen.
Es wird sehr darauf geachtet, dass man sich immer die Hände wäscht, wenn man von der Straße ins Haus kommt.
Das Essen ist immer deftig. Zum Frühstück gibt es meist Suppe, Bratkartoffeln oder andere „schwere“ Nahrungsmittel. Trotzdem sind die Menschen eher schlank.
Wir haben viele Kirchen und ein Kloster besichtigt, haben Fahrten mit der Metro gemacht und dabei Rolltreppen benutzt, die sehr lang waren und in die Tiefe führten.
In einer Eingangshalle einer Metrostation haben ältere Menschen Musik gemacht und danach getanzt. Man erzählte uns hierzu, dass sich hier regelmäßig Senioren treffen, die es sich nicht erlauben können, in ein Tanzlokal zu gehen. So etwas wie eine Altenstube, o.ä. scheint es nicht zu geben.
Als Kontrast dazu sieht man aber auch Luxusautos und sehr gut gekleidete Leute auf der Straße.
Unsere Partnerschule ist ein Gymnasium mit 700 Schülern. Die Schüler waren gut gekleidet, einige hatten eine Schuluniform. Es gibt Ganztagsbetrieb und Mittagessen. Die Schule hat, wie die anderen Schulen in der Stadt, eine Schulpsychologin.Der Fremdsprachenunterricht findet in Gruppen von ca. 10 Schülern statt. Eine Unterrichtsstunde dauert 60 Minuten.
Gegen Ende des Aufenthalts in Kiew wurde ich gefragt, was ich am eindrucksvollsten fand. Eindrucksvoll fand ich die Metrostationen und die Oper von Kiew. Berührt hat mich der Besuch des Kinderheims und des Tschernobylmuseums.
Zusammenfassend war es für mich ein besonderes Erlebnis. Nach der Aussöhnung mit dem Westen öffnet sich jetzt der Osten.
Die Menschen wollen genau wie wir auch andere Länder kennen lernen.
Mögen sich auch die Grenzen nach Osten öffnen.
Ich freue mich schon auf den Gegenbesuch unserer Partnerschule im Frühjahr.
Hans-Karl Höflich
Fotostrecke: Kiew 2008