Perikles erobert GSF-Bühne

Mit der Aufführung des Theaterstücks „Perikles“ von William Shakespeare auf der Bühne der Gesamtschule Fröndenberg schien am Donnerstagabend äußerst schwere Kost auf das Publikum zuzukommen.

Schließlich wartete eine verworrene Handlung, gespickt mit exotischen Ortsnamen wie Antioch, Tarsus und Pentapolis sowie Charaktere namens Lysimachus, Helikanus, Simonides oder Cerimon auf die Zuschauer. Weil auch das Ensemble durchgängig aus jungen Akteuren bestand – die Schauspieler sind zwischen 18 und 25 Jahren alt – waren Schüler, Lehrer und interessierte Besucher gespannt, wie sich das Stück entwickelte.

Die Geschichte ist äußerst sprunghaft und geizt nicht mit plötzlichen Wendungen. So bewirbt sich erst Perikles um die Hand der Königstochter von Antiochien. Muss dabei ein Rätsel lösen, sonst droht der Tod. Löst es, zieht sich trotzdem den Zorn des Königs zu. Er flieht in sein eigenes Land. Hier fühlt er sich ebenfalls nicht sicher, setzt die Flucht über das Mittelmeer fort. Erleidet Schiffbruch, wird gerettet, reist weiter, gewinnt die Liebe einer weiteren Königstochter. Wieder geht es aufs Meer, wieder Schiffbruch, sein Kind wird im Sturm geboren, die Familie getrennt. So dramatisch zieht sich der rote Faden auch nach der Pause weiter. Perikles zerbricht fast an den Schicksalsschlägen, wird aber am Ende doch gerettet.

Die Aufführung kontrastreich zu nennen, ist sicherlich nicht verkehrt. Die Schauspieler verhalfen dem Stück mit Emotionen, Enthusiasmus, feinen Gesten und großen Auftritten zu bewegenden Momenten. Oft waren Verbindungen zur heutigen Realität, beispielsweise Flucht, Hunger oder Naturkatastrophen, in Fülle zu erkennen. Menschliche Eitelkeiten wie Hochmut, Stolz, Geldgier bestimmen damals wie heute oft die Handlungen. TheaterTotal schaffte es, seine Deutung dem Publikum zu vermitteln, wie der Beifall schließlich bezeugte.

Die 23 jungen Akteure hatten das Stück selbst ausgewählt und seit dem vergangenen Winter einstudiert. Nach der Premiere ging die Truppe auf Tournee und tritt auf „wo man uns lässt“, wie Felix Kainzbauer, Julian Theyssen und Jonathan Wiese bestätigten. Fröndenberg ist bereits ein Traditionsort, hier tritt TheaterTotal schon seit einigen Jahren regelmäßig auf. Damit steht die Ruhrstadt in einer Reihe mit Städten etwa wie Düsseldorf, Hamburg oder Bonn.

Die Einrichtung aus Bochum gibt jedes Jahr 30 jungen Erwachsenen die Möglichkeit, sich in kreativen Berufen auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. TheaterTotal möchte jungen Menschen Orientierung geben und damit Perspektiven schaffen für Leben und Beruf. Oder wie es auf der Homepage heißt: Lernen durch Erfahrung. Dabei übernehmen die Laienschauspieler, die sich natürlich in Workshops bewähren müssen, nicht nur die Rollen auf der Bühne. Sie organisieren die Tournee selbst, schneidern teilweise die Kostüme, verkaufen die Tickets oder Getränke und reißen sogar die Eintrittskarten ab.
(HA, vom 02.06.2017)

Aula, Darstellen und Gestalten, Kultur, Theater Total
Vorheriger Beitrag
Q1: Literaturkurs führt auf, Kunst stellt aus
Nächster Beitrag
Big Challenge – Englischwettbewerb Mai/Juni 2017