Eine Schule ändert ihr Gesicht

Vom Online-Schließsystem über je zwei digitale Tafeln bis hin zum Notfall-Knopf in jeder Klasse – nicht nur die Hardware, sondern auch die Software kann sich sehen lassen, als Architektin Sabine Bensmann-Wagner am Freitag durch die neuen Räume führt. Drei 70 Quadratmeter große Klassenzimmer, ein Besprechungsraum mit Teeküche und ein Lehrerzimmer sind bereits im künftigen Jahrgangscluster der Siebtklässler entstanden. Bis nach den Herbstferien sollen auch die restlichen drei Klassenräume, ein Multifunktionsraum, das jahrgangseigene Forum und der Sanitärtrakt fertiggestellt werden, sodass dann der erste Jahrgangscluster komplett ist. Eine Millionen Euro investiert die Stadt in den ersten Cluster, der an der Südseite der Ebene 2+ (Obergeschoss) entsteht. Die elf beauftragten Firmen aus der Region haben bereits jetzt schon ganze Arbeit geleistet: Die hässlichen gelben Fenster sind weißen vierflügeligen Elementen gewichen. „Die beiden schmaleren Außenfenster werden noch metallene Lüftungsgitter bekommen, damit die Fenster künftig auch über Nacht geöffnet bleiben können“, kündigt die Architektin an. Sie bedauert, dass es vonseiten des belgischen Herstellers Lieferschwierigkeiten gibt, sodass die anthrazitfarbenen Gitter voraussichtlich erst Mitte September montiert werden. Die beiden Fensterflügel im Inneren erhalten hingegen Sonnenschutzrollos.

Stellten die Baumaßnahmen vor: Friedrich Wilhelm Rebbe, Sabine Bensmann-Wagner, Daniel Wälter, Mira Pieper und Dietmar Lerch (v.l.). © UDO HENNES

Böden sind komplett erneuert, sogar der Unterbau ist aus Guss-Asphalt neu gegossen worden. „Guss-Asphalt hat den Vorteil, dass es sofort begehbar ist. Estrich hätte erst 48 Tage ruhen müssen“, sagt Bensmann-Wagner mit Blick auf den Zeitplan. Bevor der graue Naturkautschuk auf die Böden aufgetragen wird, haben die Elektriker noch Hand angelegt. Denn statt wie früher von der Decke erfolgt die Stromversorgung in der Raummitte nun von unten. Ebenso wie im Lehrerzimmer, das mit ebenfalls 70 Quadratmetern 16 Lehrern Platz bietet. „Da der Jahrgang zwölf Lehrkräfte hat, ist dann noch genügend Platz für zum Beispiel Referendare“, betont Dietmar Lerch von der Schulverwaltung das üppige Platzangebot.
Die Türen zu den Klassenräumen haben feststehende und bruchsichere Sichtelemente erhalten, die Wände sind robust aus vandalismussicheren Diamantplatten, die gleichzeitig schalldämmend wirken – ebenso wie die neuen Brandschutzdecken. Auf Wunsch der Schule wurden zudem einige Wände mit magnetischem Anstrich versehen, sodass die Zeiten von alten, vergilbten Tesa-Film-Streifen an den Wänden passé sind.
Doch nicht alles ist neu. Im Besprechungsraum ist Recycling angesagt: Eine Alu-Glaskonstruktion, die zuvor als Abtrennung für den Inklusionsraum diente, bildet die Abtrennung zum Flur. Und auch die Küchenzeile kommt aus dem Bestand.

Ein Online-Schließsystem ist in dem neuen Jahrgangscluster installiert worden. Die kleinen Transponder zum Öffnen und Schließen lassen sich personenbezogen zuordnen. © UDO HENNES

 

Neu hingegen wird die technische Ausstattung sein. Geplant sind laut Mira Pieper von der Schulverwaltung je zwei digitale Tafeln (je eine interaktive und ein Whiteboard) pro Klasse. Digital geht’s auch im Schlüsselloch zu. Das heißt, eigentlich gibt es so ein Loch gar nicht mehr: Die Türen sind dank Online-Schließsystem nur noch per Transponder zu öffnen. Und wenn die Batterie des Transponders leer ist? „Dank des Online-Systems wird schon vorher gewarnt, wenn eine Batterie zur Neige geht“, beruhigt Bensmann-Wagner. Im Notfall gibt es aber auch eine Hotline der Firma, die das System installiert hat. Für den Notfall gerüstet zu sein, hatte sich die Schule auch mit Blick auf mögliche Amokläufe gewünscht. Daher hat die Stadt alle neuen Klassenräume mit einem Notfallsystem ausgestattet, das aber erst in Betrieb geht, wenn nach den Herbstferien der gesamte Jahrgangscluster fertiggestellt ist.
„Die Möbel kommen am Montag“, kündigt Mira Pieper an. Die Lehrer durften sich die neue Einrichtung aussuchen. Ihre Wahl: klassisches Buchenholz, aufgepeppt durch moderne Metallelemente.
Am Wochenende wird noch einmal geputzt, dann halten die Möbel Einzug und am Mittwoch dann die ersten Schüler. Und schon jetzt kann man sicher sein: Sie werden sich freuen.
Zug um Zug soll wie berichtet auch der Rest der Schule im laufenden Betrieb umgebaut werden, wobei die lauten Arbeiten nach 15 Uhr stattfinden. Insgesamt acht Millionen Euro sind für die Jahrgangscluster sowie die Oberstufen-Bereiche eingeplant. Hinzu kommen die Maßnahmen, die sich aus der Phase 0 ergeben werden. Diese wird am 19. September mit einem Workshop unter Beteiligung von externen Nutzern wie VHS und Vereinen fortgeführt.

Während der Ferien hat die Stadtverwaltung nicht nur am Jahrgangscluster weitergearbeitet, sondern ist auch die Sanierung der 72 Duschen und der Toiletten im Turnhallen-Bereich angegangen. 200.000 Euro sind für fünf Bauabschnitte eingeplant. Drei davon sollen bis Ende September fertiggestellt sein, weitere zwei bis November. Ein Duschbereich samt WC ist bereits komplett erneuert. Moderne Trespa-Platten haben die schmuddelige Fliesenlandschaft ersetzt. Der moderne Duschbereich in Grau und Weiß mit orangefarbenem Akzent an einer Wand wartet mit thermisch selbstdesinfizierenden Duschen auf, die ebenso wie die Wasserhähne über ein BUS-System automatisch gesteuert werden. Ein modernes Hänge-WC im angrenzenden Raum rundet den modernen Eindruck ab. Und ein stetes Ärgernis ist verschwunden: Hochwertige Türen inklusive Zargen haben die nicht schließenden veralteten Eingänge ersetzt.

(Hellweger Anzeiger, vom 24.08.2018)

Jahrgangscluster, Renovierung, Sanierung, Schulentwicklung
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