Ein Regenwurm unter dem Mikroskop ist gar nicht so nackt, wie er zunächst wirkt. Creme fürs Gesicht und Seife kann jeder mit etwas Grundlagenwissen selbst herstellen. Und eine Woche ohne Smartphone, PC und Tablet ist nicht unmöglich. Egal, für welches Projekt sich die Kinder und Jugendlichen dieses Jahr bei der Projektwoche an der GSF gemeldet haben: Am Ende werden erstaunliche Erkenntnisse stehen – die am Freitag auch für Gäste präsentiert werden.
Projektwoche läuft gemeinsam mit den Grundschulen
Direkt im Anschluss an die Herbstferien startet die beliebte Projektwoche. Auch die Schülerinnen und Schüler aus den Grundschulen der Stadtmitte beteiligen sich. „Es gibt fast 20 gemeinsame Projekte“, freut sich die didaktische Leiterin der Schule, Brigitte Walther. Sie weiß, welcher Aufwand hinter der Projektwoche steckt: Rund 1600 Schüler werden von 150 Lehrern betreut. Sowohl an der Gesamtschule als auch an Gemeinschaftsgrundschule und Overbergschule. Hinzu kommen externe Partner wie der GSV, Polizei, Schmallenbach-Haus und die Schule für Courage. Daneben sind Jugendliche auch in diesem Jahr auf drei verschiedenen Studienfahrten unterwegs. Sie besuchen die Einrichtungen der Europäischen Union in Brüssel, gedenken der NS-Verbrechen in Auschwitz, oder lernen Frankreichs Hauptstadt Paris kennen. Im Prinzip können die Schüler ihre Projekte frei wählen. Doch die Plätze sind begrenzt. Deshalb hat ein Lehrer extra ein Computerprogramm entwickelt, das die Wünsche der Schüler bei der Vergabe der Plätze berücksichtigt.
Schokoladen-Projekt ist bei den Schülern beliebt
Besonders Hoch im Kurs stand in diesem Jahr das Thema Schokolade. 100 Anmeldungen lagen vor. Zum Backen von Schokomuffins und Abschmecken der Pralinen stehen überraschend viele Jungs am Herd. „Erstaunlich, was für tolle Sachen die Schüler machen, wenn kein Unterricht ist“, scherzt Brigitte Walther beim Rundgang durch das GSF-Gebäude. Ihr Blick schweift über bereits fertige Drucke, für die Jugendliche Vorlagen von zuhause mitgebracht hatten. Wenige Räume weiter werden Kleider aus Papier hergestellt. Beim Verzieren mit Knöpfen und Rüschen lassen die Schülerinnen ihrer Kreativität freien Lauf. Während ihre Mitschülerinnen und Mitschüler den Forscherpark winterfest machen.
Aber noch lassen sich dort viele kleine Krabbeltiere entdecken. Ein Glück für die Grundschüler, die sich mit ihrem Fang in den Naturwissenschaftstrakt zum Mikroskopieren begeben. Selbstverständlich nicht, ohne die Achtung vor dem Forschungsobjekt zu wahren. Regenwürmer etwa, müssen sie vorsichtig mit Wasser bepinseln, damit die Tiere nicht austrocknen, bevor sie von den Kindern wieder in die freie Natur entlassen werden.
Ungebrochenes Interesse an Japan und Comics
Ungebrochen ist das Interesse der Jugendlichen am Thema Japan. Von der Mittel- bis zur Oberstufe treffen sich Schüler in einem Kurs zum Zeichnen von Mangas und Schauen von Animes. Am Ende der Woche werden sie als Cosplayer, verkleidet in den bunten Kostümen ihrer liebsten Comic-Helden, zur Projektpräsentation kommen. Mindestens genauso cool wie japanische Comics sind für Jugendliche wohl Graffiti. An der GSF sind sie während der Projektwoche ganz legal. Die Wände unterhalb des Sportplatzes am Haupteingang der Schule werden mit Silhouetten von Menschen und großem Schriftzug verschönert – selbstverständlich abgesprochen mit der Stadt. Ein externer Graffiti-Künstler arbeitet mit den Jugendlichen.
Zur Präsentation am Freitag, 2. November, in der Zeit von 13.30 bis 15.30 Uhr werden an der GSF dann nicht nur Graffiti, sondern auch das neue Jahrgangscluster und selbstverständlich die Ergebnisse anderer Projekte wie der spektakulären Varieté-Truppe zu sehen sein. Interessierte Familien und alle Fröndenberger sind eingeladen. Im Elterncafé des 5. Jahrgangs wird Kaffee und Kuchen angeboten.
Eine Woche lang Mama auf Probe
Ganz schön kaputt werden nach dieser Woche auch die Mütter auf Probe sein. Dass Kinder nicht nur süß sind, sondern auch anstrengend sein können, Zeit, Geld und Nerven kosten können, haben realistische Baby-Puppen eingehend vermittelt. Schon in der ersten Nacht waren die Mädchen mehrmals auf, um die Kinder aus Plastik zu füttern oder zu wickeln. Denn die Puppen schreien und haben Bedürfnisse wie echte Kinder. Über ein Armband, das die Puppe aktiviert und nicht abgenommen werden kann, sind die jungen Frauen fünf Tage lang mit ihrem Probebaby verbunden. Dazu kommt Theorie-Unterricht zur Vorbereitung auf eine Schwangerschaft, der aber auch das Thema Verhütung nicht außer Acht lässt. „Sinnvoller als Tennis“, finden die Schülerinnen die Aktion, die sie aufs Leben vorbereitet. „Kinder sind anstrengend“, oder „Ich adoptiere ein Kind“, lautet scherzhaft ihr Fazit nach der ersten fast schlaflosen Nacht.
(Hellweger Anzeiger, vom 30.10.2018)