Zum wiederholten Mal hat die GSF an der Juniorwahl teilgenommen. Die Ergebnisse, die vom Bundestrend abweichen, wurden in der Windmühle vorgestellt und diskutiert.
GSF Juniorwahlparty im Treffpunkt Windmühle!
Bei der GSF-Juniorwahl zur Europawahl letzten Freitag haben 289 von insgesamt 407 wahlberechtigten Schüler*innen der Jahrgänge 9-Q1 ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung unserer Jugendlichen lag bei 71,01% und somit deutlich höher als in der realen Politik!
Unsere fleißigen Wahlhelfer*innen haben im Anschluss die Ergebnisse aufbereitet und stellten diese gestern Abend im Treffpunkt Windmühle einem interessierten Publikum aus Mitschüler*innen und Lokalpolitiker*innen vor.
In der anschließenden Fragerunde wurden spannende Themen diskutiert: Warum wählten so viele Jugendliche die AfD und welche Rolle spielten soziale Medien bei der Wahl? Hat die Jugend diesmal andere inhaltliche Schwerpunkte gesetzt oder ist das Ergebnis als Kritik an den Regierungsparteien zu deuten?
Ein wichtiger Aspekt war dabei auch die Angst von Schüler*innen mit Migrationshintergrund vor einem zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft. Dabei kam auch die Frage auf, ob die GSF hier nicht noch mehr gegen Rassismus tun könne?
Danach wurde noch gemeinsam gegrillt und die Gelegenheit genutzt, bei Würstchen und Kaltgetränken ganz ungezwungen mit Fröndenberger Politiker*innen zu reden. Für die SPD waren die Bürgermeisterin Sabina Müller, Taner Cegit sowie Moritz Kaschube von den Jusos dabei. Die CDU wurde von Gabriele Spiekermann sowie Jonas Dickmann und Jonas Lipkowski von der Jungen Union vertreten.
Wir danken allen Teilnehmer*innen für ihr Kommen und ganz besonders Yvonne Romé vom Treffpunkt Windmühle für die Organisation dieses wirklich interessanten Abends.
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Impressionen
Bericht des Hellweger Anzeigers
Ergebnis der Juniorwahl an der GSF: AfD drittstärkste Kraft
Die Jugendlichen ab Klasse neun waren an der Gesamtschule Fröndenberg zur Juniorwahl aufgerufen. Die Besprechung des Ergebnisses machte kaum Freude.
Die Juniorwahl an der Gesamtschule Fröndenberg (GSF) ist immer wieder ein Ereignis, für das sich viele der Schüler einsetzen. Das endet nicht mit dem Gang zur Urne, sondern setzt sich immer noch mit der Verkündung und Besprechung der Ergebnisse nach der Wahl fort. Nach der Europawahl sorgte am Dienstagabend (11.6.) das Abschneiden der AfD für Diskussionsbedarf.
Im Treffpunkt Windmühle fanden sich Kinder und Jugendliche, darunter viele Schüler der GSF, Yvonne Romé vom Kinder- und Jugendbüro sowie Vertreter der lokalen Politik ein, um dem Demokratieverständnis der Jugend nachzuspüren. In diesem Jahr hatte die Europawahl auch deshalb besondere Brisanz, da erstmals 16- und 17-jährige Jugendliche abstimmen durften.
In vielen Bereichen war das Abstimmungsverhalten der Jugendlichen ähnlich dem Gesamtwahlergebnis vom Sonntag (9.6.): Sieger war mit 24 Prozent die CDU, dicht gefolgt von der SPD mit rund 18,1 Prozent. Dann folgte direkt die AfD mit 14,6 Prozent auf Platz 3. Im einstelligen Bereich landeten „Die Partei“ (7,3), Volt (6,6), Die Grünen (5,2), die FDP (5,2), Die Linke (4,9) und die Tierschutzpartei (3,1).
Nachdem die Zahlen verkündet waren, sagte Moderator Yaffer El-Osman, es fühle sich falsch an und fragte die Schüler: „Wie kann das denn sein, 14,6 Prozent für die AfD?“ Damit sprach der ehrenamtlich engagierte Jugendliche offenbar für viele, denn ein weiterer Besucher stellte gleich fest: „Da fragt man sich, wo fehlt es da.“ Eine Schülerin erklärte dazu, dass sie eine große Gruppe kenne, die solch ein Abstimmungsverhalten witzig fände.
Die Lehrerinnen Julia Schneider und Nancy Meyer waren ebenfalls vor Ort. „Ich verstehe, dass es für viele verletzend und kränkend ist“, so Schneider. Doch seien Wahlen frei, geheim und man dürfe das Ergebnis nicht überbewerten. Meyer ergänzte, dass man in Sachen politischer Bildung bereits viel getan habe. Der Kampf gegen Fake-News und die Auswirkungen von Social-Media-Trends wie TikTok sei hart.
Eine Schülerin bestätigte, dass gerade die AfD mit vielen Clips bei TikTok äußerst präsent und erfolgreich sei. „Wenn die (von der AfD) dann erklären, sie wollten alle Ausländer abschieben, dann glaubt ja eh niemand, dass das passiert“, so die Schülerin. Das fänden dann viele witzig und teilten blaue Herzchen als Zeichen der Zustimmung.
Bürgermeisterin Sabina Müller erklärte, sie verstehe, dass sich das falsch anfühle. Sie sei selbst dabei gewesen, als die GSF als „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“ ausgezeichnet wurde, und auch ihre Kinder hätten die Schule besucht. Daher wisse sie auch, welch gute Arbeit dort geleistet werde. Man habe es nun einmal mit Jugendlichen zu tun und dürfe das Ergebnis der Juniorwahl nicht überbewerten.
Müller verwies auch darauf, das Gute zu sehen: So etwa den hohen Arbeitseinsatz, der für solche Projekte von allen geleistet werde und das hohe Interesse, für das die mit über 70 Prozent sehr hohe Wahlbeteiligung spreche. Eine Schülerin berichtete auch, dass sie immer wieder höre, die AfD sei bei einigen Jugendlichen zum „Trend“ geworden. Ob das an der Lust zur Provokation, der Partei oder an Einflüssen der Elternhäuser liege, könne sie nicht sagen.
Die Verführung durch das Internet wurde dann wieder Thema bei einem anderen Mädchen: „Wir hier sind ja politisch interessiert, aber bei vielen ist das wirklich den Medien geschuldet. Sprüche wie ‚Sei schlau, wähl blau‘ verfangen und sind immer wieder zu hören“, so die Schülerin.
Die CDU-Stadtverbandsvorsitzende Gabriele Spiekermann, die mit ihrem Parteikollegen Jonas Dieckmann an der Besprechung teilnahm, zeigte sich konsterniert: „Es ist für uns ein Phänomen, wie sowas zum Trend werden kann“, so Spiekermann. Ein anderer Schüler verwies schließlich auf die Ergebnisse der letzten EU-Juniorwahl, bei der die Grünen mit 33,9 Prozent bundesweit einen Rekordwert erzielten.
Von linker Politik enttäuscht
„Offenbar sind viele in der Praxis von linker Politik enttäuscht und wenden sich deshalb der von ihnen als konservativ empfundenen AfD zu“, so der Jugendliche. Schließlich wurde auch auf die aktuelle Weltlage verwiesen: Ob Ukraine oder Israel, Inflation oder Sorge um zukünftige Arbeitsplätze – das helfe denen, die vermeintlich einfache Lösungen anbieten.
(Hellweger Anzeiger, vom 13.06.24; Fotos: Körting)