Im Vergleich zu 2013 sind die beiden großen Volksparteien auch in der Gunst der Jugendlichen gesunken. Doch obwohl SPD sowie CDU Verluste einfuhren, trauen junge Schülerinnen und Schüler den Christdemokraten immer noch am meisten zu. Denn mit 27 Prozent wurde die CDU bei den Juniorwahlen stärkste Kraft. An der Gesamtschule haben Schülerinnen und Schüler gestern ihre Ergebnisse präsentiert.
Gerade im Vergleich zu den realen Bundestagswahlen schnitten die Grünen mit knapp 18 Prozent besonders gut ab und lagen so nur wenige Stimmen hinter der SPD (19,3 Prozent). Mit 6 Prozent kam die Alternative für Deutschland zwar nicht an ihr reales zweistelliges Ergebnis heran, doch auch von Jugendlichen erhielt die umstrittene Partei Stimmen.
Insgesamt votierten bei der Juniorwahl bundesweit 796.332 Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs. 16.248 Wahlzettel waren ungültig, 780.084 Stimmen konnten gezählt werden. Und somit lag die Wahlbeteiligung der Jugendlichen, die eine freie Entscheidung für alle Schüler war, bei 83,1 Prozent. In Fröndenberg haben sogar 85,3 Prozent der wahlberechtigten Achtklässler ihre Kreuchen auf den Juniorwahl-Stimmzetteln gemacht.
Dass auch die Schülerinnen und Schüler in der Ruhrstadt vor allem hinter den Christdemokraten stehen, zeigten die Verteilung der Erststimmen an der Gesamtschule: Denn für Hubert Hüppe, im Wahlkreis CDU-Direktkandidat, stimmten 64 Schüler. Das waren glatt 50 Prozent der abgegebenen Stimmen. Deutlich dahinter folgte SPD-Direktkandidat Oliver Kakczmarek mit nur 33 Stimmen beziehungsweise 25,8 Prozent. Für Michael Sacher von den Grünen votierten lediglich 12 Schüler. Noch weniger Stimmen erhielten Ruth Tietz (Linke) mit 7 Stimmen und Heike Schaumann (FDP) mit 2 Stimmen. Immerhin 6 Schüler gaben ihre Erststimme an Andreas Handt, den Direktkandidaten der AfD. Damit gaben sogar wesentlich mehr Schüler Hüppe ihre Stimme, als erwachsene Fröndenberger.
Die Schüler Kimbaly Knappe, Rebecca Krause, Eugene Broschat, Florian Gosmann, Emily Stiller da Silva und Michelle Lindner haben sich freiwillig gemeldet, um als Wahlhelfer dabei zu sein. Auch sie haben zu großen Teilen für die CDU gestimmt. Dabei hätte sie sich an der Bundespolitik orientiert und schätzen die große Erfahrung, die Angela Merkel als Kanzlerin hat. Vor allem über die Auftritte der Kanzlerkandidaten im Fernsehen hätten sie sich ein Bild von den Parteien gemacht, sagen die Schüler. Dass einige unter ihren Klassenkameraden für die AfD gestimmt haben, gefällt den Wahlheferinnen nicht. Sie bezweifeln aber, dass es sich dabei um politische Überzeugung handelte. „Ich vermute, unsere Mitschüler haben sich einfach nicht richtig über die Partei informiert“, sagen sie. Grundsätzlich hätten die Schüler die Wahl aber sehr Ernst genommen und viel Neues dabei gelernt. Die Wahlhelfer lernten zudem, wie viel Aufwand es ist, eine Wahl zu organisieren und auszuzählen.
Keine Stimme ohne Ausweis
Von der Wahlbenachrichtigung über den Gang zur Urne mit entsprechenden Unterlagen, die Auszählung der Stimmen bis zur Präsentation der Ergebnisse mit anschließender Wahlparty: Bei der Juniorwahl läuft im Prinzip alles ähnlich wie bei der richtigen Bundestagswahl. Nur in kleinerem Rahmen.
Schon am Freitag zwischen 8.55 und 12.25 Uhr konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Stimmen im extra dafür eingerichteten Wahlraum abgeben. Dort gab es eine Wahlkabine. Und nachdem die Jugendlichen ihre Kreuzchen gemacht hatten, landeten die Stimmzettel korrekterweise auch in einer Wahlurne. Anschließend wurden sie – ebenfalls wie bei der Bundestagswahl – von Wahlhelfern ausgezählt.
Zuständig für die Organisation der Juniorwahl war in diesem Jahr Nancy Meyer, Fachkonferenzvorsitzende Sozialwissenschaft, die die politische Bildung an der Gesamtschule koordiniert und zum Beispiel auch schon Vorträge veranstaltet hat.
„Das Projekt soll die Angst vorm Wählen nehmen“, sagt die Lehrerin. Einigen Schülerinnen und Schülern hätte sie durchaus angemerkt, dass ihnen der Gang zur Urne nicht ganz geheuer war. Außerdem soll die Aktion den Wert und die Bedeutung von Wahlen vermitteln. Im Unterricht wurde das Thema ausführlich behandelt.
Authentische Bedingungen trugen schließlich dazu bei, dass die Jugendlichen die Wahl auch ernst nahmen und repräsentative Ergebnisse für die politische Wahrnehmung junger Menschen herauskamen. „Wer zum Beispiel weder Wahlbenachrichtigung noch Schülerausweis dabei hatte, durfte seine Stimme nicht abgeben“, erklärt Meyer.
(HA, vom 26.09.2016)