Die Geschehnisse in Winnenden rücken erneut unser Bild von Schule zurecht: Schule ist immer weniger ein Schonraum, sondern Teil dieser Gesellschaft, in der Ausgrenzung, Vereinsamung, Beziehungslosigkeit und Gewalt einen Stellenwert haben. Keine Schule wird daher sagen können, dass so etwas nicht passieren kann. Alle Schulen sind aber gefordert, dieses Geschehen gemeinsam mit Eltern, Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern aufmerksam zu begleiten und ihre Reaktionsmöglichkeiten auszuloten.
Welche Aspekte sind dabei für die Schule von Bedeutung?
An Schulen muss ein kontrollierter Zugang sicher gestellt werden.
Alle am Erziehungsprozess beteiligten müssen einbezogen werden in einen Diskurs über gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Eine Möglichkeit dazu bietet vielleicht das Programm „Erwachsen werden“ (lions quest). Hier werden für Kinder und Jugendliche zentrale Fragen aufgegriffen: Wie lernen wir uns ernst zu nehmen? Wie geben wir dem anderen Rückmeldung über sein Verhalten? Wie drücken wir unsere eigene Befindlichkeit aus? In Schulen muss Zeit bleiben, diese zentralen Fragen angemessen aufzugreifen.
An der Gesamtschule Fröndenberg haben Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern das furchtbare Ereignis im Unterricht besprochen. Ängste und Sorgen wurden aufgegriffen und der gemeinsamen Betroffenheit wurde zum Beispiel durch Schweigeminuten Ausdruck verliehen. Dabei drückten insbesondere Schülerinnen und Schüler ihr Bedürfnis nach Sicherheit und Fürsorge in der Schule aus.
Die Schulkonferenz hat einen Arbeitskreis aus Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften gebildet, der Möglichkeiten erarbeiten soll, auf Gefährdungssituationen angemessen zu reagieren, aber auch im Umgang miteinander aufmerksamer auf die Empfindungen anderer zu reagieren.
Aber nicht nur in der Schule muss reagiert werden: Parallel zu einer Sensibilisierung im Zugang zu gewaltverherrlichenden Computerspielen sollte der Zugriff auf Waffen im Haus noch energischer überwacht werden.
Klaus de Vries
Schulleiter der Gesamtschule Fröndenberg
„Unsere Kultur produziert solche Attentäter“, meint der Kinderpsychiater Wolfgang Bergmann: Ein WDR5-Podcast.