Eine Schule für eine Stadt

Fröndenberg eröffnete im November 2018 den Erweiterungsbau der Gesamtschule

Ein wenig stellte sich ein Gefühl ein, wie wohl vor fast 50 Jahren in Fröndenberg empfunden, als das Gebäude der Gesamtschule Fröndenberg erbaut wurde. Bürgermeister, Ratsmitglieder und Schulvertreter eröffneten am 2.11.2018 in einem feierlichen Akt die Räume des ersten Jahrgangsclusters. Der erste Teil einer umfangreichen Sanierung des Gebäudes war fertiggestellt worden.

Der vollständige Artikel zum Download: ISA-2018-4_DE VRIES-FROENDENBERG

Vor fünfzig Jahren war die Einweihung sicher noch mit der Aufregung verbunden, eine neue Schulform einzuführen. Eine mutige Entscheidung der Ratsmitglieder einer Stadt, die gerade erst im Zug einer Gebietsreform zusammengefügt worden war. Sie mussten sich fragen, ob es gelingen konnte, mit einer Gesamtschule als einzige weiterführende Schule ein attraktives Bildungsangebot vorzuhalten. Würde sich die Investition in ein neues Schulgebäude lohnen?

Fröndenberg und seine Schule heute

Heute stellt sich die Gesamtschule Fröndenberg nicht nur als erfolgreiche Bildungseinrichtung dar. Die Schule ist zur Mitte der Stadt geworden. Bei einer Übergangsquote von ca. 70% finden Kinder aller 14 Gemeindeteile in der einen weiterführenden Schule der Stadt täglich zusammen.
Für die meisten Fröndenberger Eltern ist es heute selbstverständlich, ihr Kind in die Schule zu schicken, die sie selbst besucht haben. Die Schule ist zu einem Ort geworden, der Gemeinschaft und Identität für Fröndenberg stiftet. Welcher andere Ort in Fröndenberg kann das von sich sagen?
So lobte auch der Sozialexperte aus Unna vor wenigen Wochen im Sozialausschuss die Entscheidung der Fröndenberger für die Gesamtschule, weil hier der überwiegende Teil der Fröndenberger Kinder auch nach dem vierten Schuljahr gemeinsam unterrichtet wird und die Gesamtschule den Zusammenhalt und das Verständnis der Kinder unterschiedlichster sozialer Herkunft für einander fördert.

Inklusion

Als Schule des gemeinsamen Lernens nimmt die Schule auch alle Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf auf. Das Inklusionskonzept der Schule wurde dabei von Anfang an durch die Stadt in besonderer Weise unterstützt. Zusätzliche Differenzierungsräume wurden geschaffen und Klassenräume mit WLAN und elektronischer Tafel ausgestattet, so dass dort mit elternfinanzierten Tabletts unterrichtet werden kann.

Enge Zusammenarbeit mit Grundschulen

Der Zusammenarbeit mit den drei Grundschulen vor Ort kommt mit Blick auf die außerordentlich hohe Übergangsquote und einer optimalen Förderung und Einbindung der Kinder besondere Bedeutung zu. Verbindliche Absprachen zwischen den Schulen mit frühzeitigen Übergabekonferenzen, Eltern- und Lehrersprechtagen, gemeinsamen Fortbildungen und schulformübergreifenden pädagogischen Konzepten sichern einen nahtlosen Übergang der Kinder an die Gesamtschule Fröndenberg. Jährliche Projektwochen und Forschertage aller Fröndenberger Schulen sichern schon Jahre vor dem eigentlichen Übergang Erfahrungen und Begegnungen mit der Gesamtschule Fröndenberg und ihren Akteuren. Um über diese vorbereitenden Maßnahmen hinaus den Übergang in das große System Gesamtschule für die Kinder möglichst sicher zu gestalten, werden die Schülerinnen und Schüler in den ersten Tagen und Wochen intensiv durch die Patenschülerinnen und -schüler und durch das Beratungslehrerteam begleitet.

„Vorzeigeschule“ Fröndenberg

Das Gebäude und das pädagogische Konzept der 1969 als eine von acht neugegründeten Gesamtschulen erfuhren in den ersten Jahren besondere Aufmerksamkeit in pädagogischen Kreisen. Auch die Anmeldungen überstiegen bei weitem die Erwartungen und Fröndenberger mussten gar darum fürchten, keine Aufnahme in der Schule zu finden, weil es zu viele Anmeldungen aus umliegenden Ortschaften gab. Heute kann die Schule alle angemeldeten Schülerinnen und Schüler aus Fröndenberg und aus benachbarten Gemeinden aufnehmen.

Schularchitektur heute

So richtig es also war, auf diese neue Schulform zu setzen und dafür ein neues Gebäude zu errichten, so wichtig war es jetzt, dieses Gebäude auf einen neuen Stand zu bringen.
Dabei greift das Konzept des Jahrgangsclusters die Architektur des Hauptgebäudes mit einer zentralen Mitte als gemeinsamen Sammelpunkt auf. Die hier neugeschaffenen Räumlichkeiten aktualisieren und verstärken diesen ursprünglichen Gedanken. Unterrichtsräume und Lehrerzimmer orientieren sich auf einen gemeinsamen Lernbereich hin und bleiben durch Glasflächen transparent. Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs finden hier einen überschaubaren Ort, für den sie Mitverantwortung übernehmen. Auch die Zusammenarbeit der Lehrkräfte im Jahrgangsteam wird durch den gemeinsamen Verantwortungsbereich gestärkt. Lehrerarbeitsplätze unterstützen Arbeitsabläufe und stabile Arbeitsbeziehungen. Der gemeinsame Lernbereich öffnet sich wiederum durch Fenster zu dem Zentrum der Schule hin und stellt damit die Einheit der Schule dar. Die neuen Räumlichkeiten für die Schülerinnen und Schüler und der gemeinsame Lernbereich bringen erweiterte Handlungsmöglichkeiten für den Unterricht mit sich: Variable Sozialformen, Differenzierung und Individualisierung, Einsatz moderner Medien, Bewegung und Rückzug. Beleuchtung und Raumklima unterstützen eine positive Lernatmosphäre. Auch für die vielfältigen Beratungssituationen gibt es jetzt einen besonderen Ort im Jahrgangscluster.

Fazit

Das Konzept der einen Schule für eine Stadt kann nur mit der Schulform Gesamtschule umgesetzt werden. In Fröndenberg wird offensichtlich, welche Chance das Konzept der Gesamtschule unter guten Bedingungen für Schülerinnen und Schüler und die Stadtentwicklung bietet.

KLAUS DE VRIES

Grundschulen, Inklusion, Jahrgangscluster, Kooperation, Sanierung, Schulentwicklung
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