Über 75 Prozent: Die Juniorwahl an der Gesamtschule Fröndenberg erreichte eine hohe Beteiligung und ein anderes Ergebnis als die Landtagswahl. Zudem wurde über Politikverdrossenheit diskutiert.
Bei den „Großen“ hatte die CDU in Fröndenberg die Nase vorn. Bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag holten die Christdemokraten 36,2 Prozent der Stimmen und hängte damit die SPD (29,5 Prozent) ab. Bei der Juniorwahl an der Gesamtschule sah das Ergebnis dagegen anders aus.
Entgegen dem Trend in NRW, aber identisch zum Kreis, siegten die Sozialdemokraten an der Schule (36 Stimmen). Den zweiten Platz erreichte die CDU (33 Stimmen), auf Rang drei kamen gemeinsam mit je 30 Stimmen die Grünen und die FDP. Erstaunlich, dass auf „Volt“ acht Stimmen entfielen, die damit „Die Linke“ überholte. Erklärlich vielleicht deshalb, weil sich Lehrerin Nancy Meier als Kandidatin bewarb.
Die Moderatoren Yasser und Mohammed moderierten am Dienstagabend (17. Mai) im Treffpunkt Windmühle die Analyse der Juniorwahl und verglichen sie mit dem Ergebnis in Nordrhein-Westfalen.
An der Gesamtschule nahmen die Jahrgänge 9, 10 und 11 teil, respektable 75,29 Prozent von möglichen 263 Wählern gaben ihre Stimme ab. Damit wurde das Ergebnis vom Sonntag klar in den Schatten gestellt. Zum Vergleich: In Fröndenberg lag die Wahlbeteiligung bei 59,5 Prozent.
Die Frage von Yasser mit Blick auf die schwache Beteiligung am Sonntag, was die Parteien unternehmen, um Menschen wieder zu mobilisieren, regte eine intensive Diskussion an. Taner Cengit (SPD), Vorsitzender Ausschuss für Generationen und Sport, glaubt, dass das persönliche Gespräch viel bewegt: „Wir müssen Transparenz schaffen, keine Geheimniskrämerei betreiben.“
„Wir verstehen den Unmut der Bevölkerung“, so Gabriele Spiekermann (CDU). „Durch die politischen Vorgaben während der Pandemie ist bei der Politik vieles in den Hintergrund getreten. Wir müssen bürgernah, authentisch sein, zeigen, dass direkt im Umfeld etwas passiert.“
Die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Schröer möchte die Jugendlichen für politische Ämter gewinnen und sie somit für die nächste Wahl zu interessieren: „Was muss getan werden, damit ihr in die Politik einsteigt? Wenn wir dies wüssten, wäre schon viel erreicht.“ Norbert Enders vom Jugendhilfeausschuss stieß ins gleiche Horn: „Politik ist nicht schlimm, die Überzeugung muss da sein, etwas bewirken zu können, auch wenn es mal länger dauert.“
Einige Vorschläge, so das Wahlalter herabzusetzen oder den Urnengang vereinfachen, sich etwa am PC mit dem „Perso“ ausweisen und dort die Stimme abgeben, wurden angeführt. Aber ein Wundermittel konnte an diesem Abend nicht genannt werden.
(Hellweger Anzeiger, vom 20.05.22)