Fledermäuse im MINT-Forscher-Park 

Tagsüber sind der Schulhof und der angrenzende MINT-Forscher-Park der Gesamtschule Fröndenberg erfüllt von lautem Lachen, Lärmen und Spielen der Schülerinnen und Schüler. Im MINT-Forscher-Park (ein knapp 2 ha großes Wiesengelände, das an die Gesamtschule angrenzt und zum Forschen in MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) einlädt) vermessen Schüler das Gelände, stoppen die Zeit eines Blütenblattes, die es benötigt, um eine festgelegte Strecke hinter sich zu bringen, um so die Fließgeschwindigkeit des Baches zu ermitteln, nehmen Bodenproben, untersuchen den Teich auf Lebewesen, pflocken den Bereich für die geplante Ökolaube ab, beobachten Vögel und andere Tiere, die sich im MINT-Forscher-Park wohlfühlen.

Doch was passiert nachts? Liegt der Schulhof dann einsam und verlassen da und wartet auf die Kinder am nächsten Tag? Das Wasser im Bach wird wohl kaum stillstehen. Verkriecht sich alles Leben im Wassertropfen unter den Steinen und wartet nur darauf, dass die Schüler diese am nächsten Tag umdrehen und sie entdecken? Schlafen alle Tiere? Dieser Frage wollen Schülerinnen und Schüler der Klasse 8.5 nachgehen. Soviel wissen sie: Es gibt nachtaktive Tiere wie die Fledermäuse. Aber sind diese auch im MINT-Forscher-Park zu finden?

Die Schüler und ihre beiden Klassenlehrerinnen verbinden den von der Schule angesetzten „Klassentag“ am 13. Juli (letzter Tag vor der Zeugnisausgabe) mit einem Abenteuer. Da die Fledermäuse erst mit Einbruch der Dämmerung aktiv werden, ist es zum Glück notwendig, mit Zelten auf dem Schulgelände zu campieren. Teils eine große technische Herausforderung, wie sich später zeigt. Vergessene Zeltstangen und fehlende Heringe rufen auf zur Kreativität. Abspannen mit Zeltleinen können so manches Zelt doch noch gerade rücken. Wohlgemeinte Tipps derer, die schon fertig sind. Kurz vor der Dämmerung steht die kleine Zeltstadt.

Derweil zaubern Eltern, die mit zum Fledermaus-Projekt eingeladen sind, ein reichhaltiges Buffet und eine Grillstation. Gemeinsam kann man schlemmen, quatschen, lachen und sich auf die nachfolgende Aktion mit den Fledermäusen freuen.

Seit dem Mittelalter faszinieren Fledermäuse den Menschen. Zahlreiche Mythen ranken sich um diese nachtaktiven Säugetiere. Nachts flattern sie schauerlich durch die dunkle Stille. Sie gelten als gefährliche Blutsauger, die ihren Opfern mit spitzen Zähnen den roten Lebenssaft schmerzlich entziehen. Man munkelt, sie setzen sich in die Haare der Menschen. Zudem seien sie blind.

Das hört Herr Paul Schlücking vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) nicht gerne. Er ist Experte für Fledermäuse und setzt sich für deren Erhalt ein. Die Klassenlehrerinnen der Klasse 8.5 haben ihn für ihre Aktion gewinnen können. An Modellen, Zeichnungen und einer Präsentation kann Paul Schlücking zahlreiche Fragen der Schüler beantworten und manche Mythen richtig stellen.

Fledermäuse sind nicht blind, aber die Augen sind nicht so gut wie die des Menschen. Dennoch können sich Fledermäuse selbst in absoluter Dunkelheit mühelos orientieren. Dies verdanken sie ihrer Echoortung.  Um nachts zu navigieren, stoßen Fledermäuse bis zu 200 Mal in der Sekunde hochfrequente Ultraschalllaute aus, die von Beutetieren wie vor allem Insekten zurückgeworfen werden. Mit Hilfe des reflektierten Echos erkennt die Fledermaus Größe, Ort und Flugrichtung des Insekts. Sie braucht die ausgemachte Beute nur noch im Flug schnappen. Mit ihren langen spitzen Zähnen können auch größere Insekten besser gepackt und ein harter Chitinpanzer geknackt werden.

Endlich wird es dunkel und man kann in den MINT-Forscher-Park ausrücken. Herr Schlücking hat zwei Fledermausdetektoren mitgebracht. Sie sind notwendig, um die Ultraschallaute der Fledermäuse in für Menschen hörbare Töne zu übersetzen. Denn die Ultraschallaute sind für den Menschen nicht wahrnehmbar, da der Mensch nur in einer Frequenz bis maximal 20 kHz hören kann, die Frequenzen der Fledermäuse aber höher liegen.

Dann geht es los: Die Schüler blicken gebannt in den dunklen Himmel, in der Hand der Detektor. Da flattert eine Fledermaus. Alle Zeigefinger weisen in deren Richtung.
Die Fledermaus kommt näher, gleichzeitig wird der Ton aus dem Detektor immer lauter, die Abstände zwischen den Rufen werden immer kürzer. Die Fledermaus schnappt sich ihre Beute und – schnell ist sie auch schon wieder weg und die Rufserie bricht ab. Etliche Male beobachten alle Anwesenden dieses faszinierende Spiel. Manchmal biegt die Fledermaus nur kurz vor dem Gesicht nach Schnappen der Beute blitzschnell wieder ab. In die Haare setzt sich übrigens keine Fledermaus.

Luisa freut sich: Sie hatte gedacht, dass man ewig warten müsse, bis mal eine Fledermaus kommt. Dass die Fledermäuse nahezu ununterbrochen am Himmel flattern, hat sie nicht geahnt. Lea und Maike betteln, noch länger im MINT-Forscher-Park Fledermäuse aufspüren zu können. Sie genießen die nächtliche Stille, nur unterbrochen durch die Rufe der Fledermäuse.

Weniger ruhig geht es anschließend auf dem Schulhof zu. Schulhof bei Nacht, auch das ist ein besonderes Erlebnis. Man sitzt im großen Kreis und spielt „Werwölfe“ oder „Black Stories“. Aber irgendwann verkriechen sich alle in ihre Zelte, auch dieses Abenteuer ist für manch einen Schüler neu – übernachten im Freien. Vor Morgengrauen werden die ersten Vögel im MINT-Forscher-Park zwitschern, aber das bekommt kaum einer in seinem Tiefschlaf mit.

Das Feedback aller Beteiligten bestätigt: Insgesamt eine gelungene Aktion. Das gemeinsame Erleben stärkt den Klassenzusammenhalt. Spaß in der Natur rund um die Schule. Die Schüler wünschen sich eine Wiederholung beim nächsten Klassentag. Kein langweiliger Museumsbesuch mehr, bei dem man sich etwas im Rundgang ansieht, was im Freien beobachtbar und erlebbar ist.

Auch Herr Schlücking freut sich, dass die Schüler, Eltern und Lehrerinnen so begeistert von diesem Naturschauspiel sind. Er kann seine Kartierung über das Vorkommen von Fledermäusen in Fröndenberg ergänzen: Fledermäuse gibt es auch im MINT-Forscher-Park.

Biologie, Forscherpark, MINT, Projekt
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