Die Deutschen sind laut der letzten Pisa-Studie nur mittelmäßige Leser. Soweit wollen es die Lehrer der Gesamtschule Fröndenberg bei ihren Schülern nicht kommen lassen. Die schuleigene Bücherei, die Mediothek, wird nicht nur in den Pausen, sondern auch im Unterricht intensiv genutzt. Beispielsweise während der wöchentlichen Deutsch-Lesestunde.
Gemütlich im Sitzsack liegen und in einem spannenden Buch schmökern – das ist für die Fünftklässler der Gesamtschule eine normale Unterrichtsstunde. Eine Stunde in der Woche verbringt jede fünfte Klasse gemeinsam mit ihrem Deutschlehrer und einem Lesepaten, einem Elternteil, in der Bücherei. Spielerisch werden die Kinder hier von Doris Wehowski, die die Mediothek betreut, an den Umgang mit gebundenem Lesestoff herangeführt. Und das mit Begeisterung, wie Karin Vogel, Leiterin der Stufen 5 und 6, erklärt: „Nach der ersten Stunden wollen die Schüler am liebsten hier bleiben.“
Rechercheaufträge
Die Leitung der Gesamtschule möchte mit der Bücherei, die es schon seit 2005 gibt, den Schülern das Lesen näherbringen – als Werkzeug zum Wissenserwerb genauso wie als Freizeitbeschäftigung. Karin Vogel: „Lesen soll ein Teil des Alltags werden und nicht nur im Unterricht stattfinden.“ Sobald die Fünftklässler sich in der Bücherei auskennen, erhalten sie Arbeitsaufträge. Beispielsweise müssen sie Tiere beschreiben. Die Bücher, in denen sich die passenden Informationen finden, suchen die Lehrer natürlich zuvor zusammen. Recherchieren müssen die Kinder dann selber. Natürlich gibt Doris Wehowski Tipps, wenn es mal hakt. Später erarbeiten die Schüler mit Hilfe der Bücher Referate.
Die Ausleihe ist kostenlos. Jeder Schüler hat zudem noch die Möglichkeit, seine Bücher reservieren zu lassen. Dann bleiben sie in der Bücherei und werden für ihn zurückgelegt. Die Lesefortschritte halten die Schüler in einem Logbuch fest.
Nicht nur während der Deutsch-Lesestunden, sondern auch in den Pausen ist die Bücherei sehr beliebt. „Dann kommen hier schon mal 200 Schüler rein“, sagt Doris Wehowski. Die Pause lesend verbringen, Bücher für zu Hause ausleihen oder einfach ein Schwätzchen mit der Bibliothekarin halten – all das ist dann möglich.
Doris Wehowski ist zufrieden mit der Nachfrage insgesamt. Allerdings dürften sich ihrer Meinung nach ruhig mehr Jungen und Schüler der Klassen 7 und 8 hier sehen lassen. Jedoch macht sie sich keinerlei Sorgen, dass den Kindern das Lesen nach der anfänglichen Begeisterung wieder missfallen könnte: Sobald ihre Schützlinge etwas älter sind, kommen sie nämlich wieder.
Pia Mester
[Der Westen, vom 17.10.2013]Schmökern als Schulstunde | DerWesten – Lesen Sie mehr auf:
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