Wenn sich ein Schuljahr seinem Ende zuneigt, ist Lehrer Tilo Strozycki-Hertzsch meist sehr stolz. Denn fast alle seine Schüler schaffen das, was ihnen ein Jahr zuvor noch niemand zugetraut hat.
In seiner BuS-Klasse sitzen schließlich die Schüler, die den Hauptschulabschluss an einer „normalen“ Schule höchstwahrscheinlich nicht geschafft hätten. Schulmüde, unorganisiert, unsicher – manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Ausschlag dafür geben, dass Schüler den Lernanschluss verpassen. Und so mancher würde wohl das Handtuch werfen. Seit drei Jahren gibt es für solche Schüler eine Alternative.
BuS, das steht für Betrieb und Schule, bietet den Jugendlichen im zehnten Schulbesuchsjahr die Möglichkeit, an drei Tagen in der Woche die Schule zu besuchen, die restlichen zwei Tage als Praktikanten in einem Betrieb zu arbeiten. Zwölf bis 15 Schüler sitzen in der BuS-Klasse, wodurch eine intensive und engmaschige Betreuung möglich ist.
13 der 18 wöchentlichen Schulstunden unterrichtet Tilo Strozycki-Hertzsch in der Klasse, die im alten Bahnhofsgebäude untergebracht ist, die restlichen Fächer übernehmen Kollegen von ihm. „Dadurch kann ich mich losgelöst von der Ursprungsschule intensiv um jeden kümmern. Die individuelle Betreuung ist sehr wichtig. Das Konzept funktioniert nur, wenn man die Schüler persönlich anspricht, für sie da ist und sie sich ernst genommen fühlen“, sagt Strozycki-Hertzsch. Dann lächelt er, fügt augenzwinkernd hinzu: „Ich bin sozusagen die Mutter für die 16- bis 18-Jährigen.“
Die intensive Betreuung macht sich bezahlt. Stellt der 42 Jahre alte Pädagoge seinen Schülern am Anfang des Jahres eine Aufgabe wie die, den Praktikumsbetrieb anzurufen, versuchen die meisten Schüler sich zu drücken. „Können Sie das nicht machen?“, heißt es dann. Am Ende des BuS-Jahres sieht das schon ganz anders aus. Selbstständigkeit, Pünktlichkeit, Selbstorganisation, Soziale Kompetenz, das richtige Verhalten bei Konflikten – auf dem Stundenplan der BuS-Schüler steht viel mehr als nur Mathe, Englisch und Sport.
[Hellweger Anzeiger vom 24.06.2010]