Mit jedem Strich nimmt die Ruhrstadt Gestalt an

Kunstlehrerin Hanna Matthäus erklärt den Schülern, wie sie mit dem Palettmesser umgehen müssen.

Langsam, aber sicher, nimmt Fröndenberg Gestalt an – zumindest für die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Fröndenberg, die im Rahmen eines Kunstprojektes seit vergangener Woche die Ruhrstadt nach Fotografien porträtieren. Und das nicht für irgendwen: Die großformatigen Leinwände sollen ab April das neue Schmallenbach-Haus Hubertia schmücken.

Zu Beginn der Stunde gewinnt das künstlerische Chaos für einen kurzen Moment die Oberhand: Eine Schülerin bittet um Hilfe bei der Auswahl der Farbmischung, ein Schüler blickt etwas verloren auf das ungewohnte Palettmesser, mit dem er arbeiten soll, etwas weiter entfernt wird Unmut über Schäden an der Leinwand laut.

Hanna Matthäus bleibt ruhig. Die Kunstlehrerin geht zu jedem Schüler, beantwortet jede Frage, erklärt den Umgang mit dem Palettmesser. „Man merkt schon ein bisschen, dass die Schüler bei diesem Projekt mehr fragen, dass sie sich vielleicht etwas mehr absichern wollen“, erklärt Hanna Matthäus. Kein Wunder, schließlich malen die insgesamt neun Schülerinnen und zwei Schüler derzeit nicht nur für sich selbst – sie malen für die Dutzenden neuen Bewohner, die in den kommenden Wochen und Monaten Haus Hubertia in der Innenstadt einziehen sollen.

Wie berichtet, sollen dort nämlich die sechs Wohngruppen auf den drei Etagen jeweils nach einem eigenen Motiv gestaltet werden – unter anderem Sauerlandwiese, Stadtraum, Haarstrang oder Industriekultur. Jede Etage hat ihre eigene Farbe – und eben ihre eigenen passenden Bilder, die die Motive widerzuspiegeln sollen. „Insgesamt nehmen 24 Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe in zwei Gruppen an dem Projekt teil, sodass 24 Bilder auf Leinwand entstehen sollen“, erklärt Matthäus. Die Motive haben die Schüler selbst ausgesucht – egal, ob Trichter im Himmelmannpark, die Ruhrauen oder die Kirche St. Marien. „Wir haben vom Schmallenbach-Haus lediglich die Farbvorgaben bekommen und die Stichwörter. Anschließend wurden Fotos als Vorlagen ausgesucht.“

Das große Vertrauen, das das Schmallenbach-Haus der Gesamtschule damit entgegenbringt, kommt allerdings nicht von ungefähr. „Wir haben schon viele Kooperationen mit der Gesamtschule gemacht und sind froh, hier erneut zusammenarbeiten zu können“, erklärt Heinz Fleck, der Geschäftsführer des Schmallenbach-Hauses (siehe Text unten). Zudem spiegele diese Aktion ja auch das grundsätzliche Anliegen des Hauses Hubertia wider, in den Räumen die Generationen zusammenzuführen.

Für die Gesamtschüler ist das Gestalten der 100×120- Zentimeter großen Leinwände aber vor allem eine Herausforderung – und Spaß. „Alle, die hier mitmachen, sind freiwillig hier, niemand wurde dazu verpflichtet“, betont Hanna Matthäus. Zudem habe man im Vorfeld natürlich auch vor allem diejenigen Schüler angesprochen, von denen man wusste, dass sie das Talent und die Motivation dazu haben, solche Bilder zu gestalten. „Ich denke, das Schmallenbach-Haus kann sich zurecht auf uns verlassen“, sagt Matthäus und lacht.

Bis zu den Osterferien sollen die 24 Bilder fertig werden, damit sie bis April aufgehängt werden können – und nicht nur die Bewohner Einzug halten ins
Schmallenbach-Haus Hubertia. Auch die Ruhrstadt selbst. Von Christian Vormbrock

[Der Westen, vom 05.03.13]

http://www.hellwegeranzeiger.de/lokales/froendenberg/Froendenberg-Mit-jedem-Strich-nimmt-die-Ruhrstadt-Gestalt-an;art14334,1929328

Kunst, Projekt
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