Schlappes Internet und Home Schooling: Schüler (16) sorgt sich um seinen Abschluss

Marcel Schwittay wohnt in Billmerich und geht auf die Gesamtschule in Fröndenberg. Als die GSF mehrere Wochen vor den Sommerferien wegen des Coronavirus schließen musste, fingen die Probleme für den 16-Jährigen an.

Internetgeschwindigkeit schwankt sehr stark

Über das Office-Programm Teams und per E-Mail unterrichteten die Lehrer ihre Schüler weiter – so gut es eben ging. Während es Schülerinnen und Schüler gab, die Aufgaben mangels Laptop oder PC auf ihrem Handy lösen mussten, brach bei anderen zwischendurch das Internet zusammen. So wie bei Marcel Schwittay.

„Ich konnte dadurch Hausaufgaben nicht rechtzeitig versenden“, erzählt der Elftklässler, der dabei daheim vor seinem Computer sitzt. Billmerich liegt sehr ländlich. Das Haus der Schwittays fast am Ende der Straße.

„Die Kupferleitung ist bis zu uns natürlich schon stark abgezapft“

„Die Kupferleitung ist bis zu uns natürlich schon stark abgezapft“, Bandbreite zwischen 700 und 900 kbit/ weiß Marcels Vater Mike Schwittay. Sohn Marcel macht den Speed-Test auf seinem Rechner, das heißt, er ermittelt mit einem Programm die Internetgeschwindigkeit.

Die Schwankungen seien riesig , sagt er und ist gespannt auf das Ergebnis jetzt: Die Downloadrate liegt bei 2641 kbit/s, die Uploadrate bei knapp über 900. „Damit bin ich schon zufrieden“, sagt er bescheiden.

Bandbreite zwischen 700 und 900 kbit/s

Als er keine 20 Minuten später nochmals testet, liegt die Bandbreite beim Download bei unter 900, beim Upload bei unter 700 kbit/s. Bei beiden Ergebnissen würden alle, die selbst nur DSL oder VDSL nutzen, erschrecken.

Als er keine 20 Minuten später nochmals testet, liegt die Bandbreite beim Download bei unter 900, beim Upload bei unter 700 kbit/s. Bei beiden Ergebnissen würden alle, die selbst nur DSL oder VDSL nutzen, erschrecken.

Dann ist mein Abschluss gefährdet.

Auch um eine E-Mail zuverlässig abzuschicken reichen die Raten oft nicht aus. Und als der Gesamtschüler für den Unterricht einmal ein Video inhaltlich interpretieren sollte, waren Bild und Ton so schlecht, dass es keinen Zweck hatte.

Die Telekom habe er wegen der schlechten Übertragungsraten schon zig Mal eingeschaltet. Genützt hat es nichts. Entweder kam er beim Störungsdienst gar nicht erst durch oder er wurde auf eine Homepage im Internet verwiesen.

Angst vor Lockdown bei zweiter Infektionswelle

Glasfaser? Ein Traum. Die Telekom werde in den kommenden Jahren in Billmerich nichts unternehmen, hat er schon von dem Unternehmen erfahren.

Um den Mobilfunk ist es in Billmerich übrigens auch nicht viel besser bestellt

Marcel Schwittay befindet sich gerade in der Einführung für die Abiturphase. Er sorgt sich davor, dass bei steigenden Infektionszahlen bald erneut für längere Zeit Home Schooling angeordnet werden könnte.

Ich finde es traurig, dass ich meinen Schülern so etwas dann erklären muss.

„Dann ist mein Abschluss gefährdet“, fürchtet der 16-Jährige. Nach dem ersten Lockdown habe das Schulministerium immerhin noch verfügt, dass sich schlechtere Leistungen durch den Online-Unterricht nicht auf die Noten auswirken durften. Das soll nun aber nicht mehr gelten, hat Marcel Schwittay erfahren.

Internetproblem besteht seit zehn Jahren

Er und sein Vater sehen sich an und verstehen die Welt so recht nicht. „Alle gehen davon aus, dass Schüler zuhause doch super Internetverbindungen haben werden“, sagt Marcel Schwittay zweifelnd.

Dabei hätten sie schon seit zehn Jahren dieses lahme Netz. Davon sei wohl auch nicht nur Billmerich betroffen, sondern viele andere Dörfer auch. Mike Schwittay arbeitet als Pädagoge an der Gesamtschule in Soest. Ähnliche Probleme mit fehlenden Endgeräten und schwachem Internet kennt er von dort auch.

„Wir leben in einem hochindustriellen Land“, sagt er und fügt hinzu: „Ich finde es traurig, dass ich meinen Schülern so etwas dann erklären muss.“

(Hellweger Anzeiger, vom 31.08.2020)

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